Das Klassenzimmer geht viral

Das Klassenzimmer geht viral

Eine Software für Videokonferenzen, gekoppelt mit einer Lernplattform – beides frei verfügbare Open Source Lösungen – realisiert digitaltechnisch das, was unter Corona derzeit beim Home-Schooling fehlt: Der persönliche Kontakt sowie die Möglichkeit, sich als Klasse zu treffen und in Echtzeit zu diskutieren, zu präsentieren und gemeinsam Inhalte zu erarbeiten. In der Wissenschaftsstadt Darmstadt gibt es jetzt für Corona geplagte Schulen kostenfrei eine Lösung, die das digitale Lernen vielfach optimiert. Die Heinrich-Emanuel-Merck Schule Darmstadt (HEMS) hat getestet und ist begeistert.

„Dank unserer starken Kooperationen innerhalb der Digitalstadt Darmstadt ist es uns gelungen, eine digitale Lösung für die Lehre der Darmstädter Schulen zu finden. Sie stehen wegen der Kontaktbeschränkungen derzeit unter enormen Druck und müssen für alle Klassenstufen Wege finden, den Unterricht fortzusetzen. Ihnen in dieser Situation Unterstützung zu bieten, ist mir ein ganz besonderes Anliegen. Die webbasierte Videokonferenzlösung für das Home-Schooling der Digitalstadt Darmstadt ermöglicht, Unterricht interaktiver abzubilden“, erklärt Oberbürgermeister Jochen Partsch. Er und Schuldezernent Bürgermeister Rafael Reißer hatten sich in den letzten Wochen immer wieder mit Ideen und Konzepten beschäftigt, wie den lokalen Schulen effizient und nachhaltig unter die Arme gegriffen werden kann. „Da die moderne, digitale Schulausbildung mit souverän agierenden Lehrern und Schülern fester Programmpunkt der Darmstädter Digitalisierung ist und diese durch Corona an Fahrt gewinnt, haben wir dank der Projekte der Digitalstadt Darmstadt  und der stadtwirtschaftlichen Infrastruktur eine sehr gute Ausgangslage technische, wie beratende Hilfestellung für das Home-Schooling anzubieten“, betont der Schuldezernent Rafael Reißer.

„Unsere Web-Videokonferenzlösung professionalisiert ohne administrativen Mehraufwand das digitale Lehrangebot der Schulen“, erklären die Geschäftsführer der Digitalstadt, Simone Schlosser und José David da Torre Suárez. Die Idee: Zwei frei verfügbare und etablierte Softwareprodukte aus dem Bildungssektor per Server-Server-Integration miteinander koppeln, um das Klassenzimmer virtuell so real wie möglich zu starten – und das als kostenfreies Digitalstadt-Angebot für Schulen: „Wir suchten nach einer einfachen Anwendung mit der wir die realen Unterrichtsgegebenheiten und die Lernumgebung der Schüler bestmöglich aufrechthalten“, so das Digitalstadt-Team weiter.

Herauskam die Kopplung des Lern-Management-Systems Moodle mit dem Video-Konferenzsystem Big Blue Button. Beide Applikationen sind frei verfügbare Open-Source-Produkte und werden weltweit im Bildungssektor genutzt. Moodle kann kostenfrei von den landeseigenen Schulen über den Hessischen Bildungsserver nach Beantragung eingerichtet werden. „Für die Verwaltung von Schüler- und Studierendenveranstaltungen wird Moodle seit vielen Jahren genutzt, auch hier in Darmstadt. Durch die Verknüpfung dieses Systems mit Big Blue Button (BBB) entsteht eine sehr komfortable und schnell realisierbare, digitale und web-basierte Lernumgebung“, erklärt Informatiker Antonio Jorba, Projektleiter innerhalb der Digitalstadt Darmstadt und Mitinitiator der digital-technischen Lernoffensive.

Das didaktische Einsatzszenario reicht von Adhoc-Konferenzen bis hin zu Fernvorträgen und intensiver Echtzeitbetreuung der Lernenden. „Wichtig ist für die Schulen, dass im Home-Schooling verschlüsselt agiert wird, um Datenmissbrauch auszuschließen und Datenschutz konform zu arbeiten. Auch für diese Anforderung bot sich die BBB/ Moodle-Lösung an, zumal die zugehörigen Server in Deutschland stehen“, so Antonio Jorba.

Die Darmstädter Heinrich Emanuel Merck Schule (HEMS) hat erste Schritte mit BBB/Moodle vollzogen und das Softwarepaket getestet. Deren Abteilungsleiter für Berufsschule IT, Höhere Berufsfachschule und Fachschule für Technik, Andreas Voigtländer, bedankt sich: „Unsere Schüler/innen und Lehrer/innen verwenden die Standardaccounts und die schon bestehende Moodle-Plattform der Schule und können direkt per Mausklick Videokonferenzen zu Lerneinheiten starten, kollaborativ an einem Whiteboard oder auch zeitgleich an einer Präsentation arbeiten. Aufzeichnungen der Video-Konferenzen werden in Echtzeit erfasst und sind für alle sichtbar im bestehenden Moodle-System hinterlegt, so dass die Schulstunden auch später abrufbar sind. Das Konzept der Digitalstadt zur virtuellen Lehre bringt uns während der Corona-Phase ein ganz großes Stück nach vorne und wird sicherlich auch nach Corona noch von großem Nutzen sein.“

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