„Digitale Transformation“ ist erst seit wenigen Jahren ein Diskussionsbegriff, der immer wieder in den Medien auftaucht. Doch eigentlich läuft diese Transformation in der Wirtschaft schon viel länger. Joe Garber, Vice President Corporate Marketing bei Micro Focus, ist überzeugt: Seit der Erfindung der ersten Computer lösten neue Innovationen immer wieder neue Wellen der Disruption aus, denen sich Unternehmen stellen mussten. Das verlangte ihnen jedes Mal aufs Neue Entschlusskraft ab und nicht wenige scheiterten daran. Vor dem Hintergrund der aktuellen Technologieentwicklung ist es nur wahrscheinlich, dass auch die Zukunft von diesem Muster geprägt sein wird. Tatsächlich
prognostiziert IDC, dass global gesehen die Ausgaben für die digitale Transformation bis 2023 auf über 50 Prozent aller IT-Investitionen anwachsen werden, gegenüber 36 Prozent heute. Es ist also an der Zeit, sich von dem Gedanken zu verabschieden, digitale Transformation sei ein einmaliger Vorgang – ein Schalter, den man einfach umlegen kann. Das zeigen die folgenden Beispiele, bei deren Einführung Unternehmen immer wieder Skepsis überwinden und Neues wagen mussten.
1. Mainframes und Großrechner
Waren die ersten Computer noch auf den militärischen Bereich und die Wissenschaft beschränkt, entwickelten Unternehmen wie IBM während der 50er und 60er Jahre auch Großrechner für den kommerziellen Gebrauch. Ihr Einsatzgebiet war damals noch auf Großunternehmen wie Banken und Versicherungen beschränkt, wo es Bedarf an vielen Rechenoperationen gab. Die Preise und der Platzbedarf für diese Maschinen waren allerdings hoch. Als der IBM 1401 1959 eingeführt wurde, betrug die monatliche Miete für die Mindestkonfiguration 2.500 US-Dollar – das wären in heutiger Kaufkraft über 20.000 US-Dollar. Den Anforderungen des kaufmännischen Bereichs folgend, entstand Ende der 50er Jahre auch die Programmiersprache COBOL, die auf große Datenmengen statt komplexe Berechnungen ausgelegt ist und sich an der natürlichen Sprache orientiert. COBOL-basierte Anwendungen werden bis heute in Unternehmen eingesetzt. Tatsächlich weisen die Untersuchungen von IDC darauf hin, dass 65 Prozent der Unternehmen bis 2023 die Rekordsysteme aggressiv modernisieren werden, anstatt eine Rip-and-Replace-Strategie zu verfolgen und Legacy-Systeme komplett zu verbannen.
2. Personal Computer
Von Röhren über Transistoren bis zum integrierten Schaltkreis: Die Bauteile der Computer wurden mit der Zeit immer kleiner. So wurde es möglich, die Komponenten, die bisher ganze Räume füllten, in ein einziges tragbares Gehäuse zu integrieren. Während der allererste Personal Computer Apple I 1976 noch in Einzelteilen ausgeliefert wurde, war der Commodore PET ein Jahr später bereits komplett betriebsbereit aufgebaut. Mit Kaufpreisen von unter 1.000 US-Dollar waren diese Geräte nun auch für wesentlich mehr Unternehmen – und Privathaushalte – erschwinglich. Großrechner existierten dennoch weiter und tun es bis heute. Ihre Stärke ist ihr hoher Datendurchsatz, aufgrund der großen Zahl paralleler Transaktionen. Die ersten PCs waren währenddessen immer noch eine Domäne für Experten und Enthusiasten, die Interaktion über Kommandozeilen war immer noch sehr komplex.
3. Graphische Benutzeroberflächen
Was den Computer endgültig zum Gerät für jedermann machen sollte – beruflich wie privat – war die grafische Benutzeroberfläche. Obwohl bereits vorher eingesetzt, war der legendäre Macintosh von Apple der erste Computer mit einer grafischen Bedienoberfläche, der ab 1984 in größeren Zahlen produziert wurde. Schon ein Jahr später folgte die Vorstellung von Windows 1.0. Das Betriebssystem und seine Oberfläche mit den charakteristischen Fenstern entwickelten sich während der 90er Jahre zum vorherrschenden Standard. Spätestens jetzt waren Computer so einfach zu bedienen und so günstig, dass sie sich schnell überall verbreiteten. Sie konnten nun auch für vergleichsweise einfache Tätigkeiten eingesetzt werden und PCs in Kombination mit Druckern verdrängten die Schreibmaschinen aus den Büros.
4. Das Internet und mobile Geräte
Ging es bei den bisherigen Innovationwellen um Hard- und Software auf den einzelnen Geräten, trat in den 90er Jahren das Internet auf die Bildfläche. Die Idee, einzelne Computer für den Informationsaustausch zu vernetzen, kommt noch aus dem vorigen Jahrzehnt, doch der Durchbruch kam in den 90ern. Im neuen Jahrtausend begann das Internet dann endgültig seinen Siegeszug und revolutionierte Privat- und Geschäftsleben in nie gekanntem Ausmaß. Gleichzeitig kamen Mobiltelefone auf. Als beides im Smartphone vereint wurde, war die Informations- und Kommunikationstechnologie endgültig im 21. Jahrhundert angekommen. Doch auch das bedeutete nicht das Ende der digitalen Geschichte.
5. Cloud, Plattform und Everything as a Service
Die Umwälzungen, die das Internet mit sich brachte, veränderten auch wieder die digitale Welt und ihre Infrastrukturen. Neue Anwendungen und Dienste hatten immer höheren Bandbreitenbedarf. Hohe Bandbreiten und zuverlässige Verbindungen sorgen andererseits dafür, dass es nicht mehr nötig ist, (Anwendungs-) Daten lokal zu speichern. Clouds und As-a-Service-Angebote sind daher heute allgegenwärtig. Daneben bildet das Internet auch die Grundlage für neue Geschäftsmodelle im Rahmen der Plattformökonomie oder der „Gig-Economy“, die etablierte Anbieter zunehmend herausfordern. Auch künstliche Intelligenz und Machine Learning etablieren sich immer weiter: IDC prognostiziert, dass bis 2023 rund 66 Prozent der weltweiten Unternehmen über die Pilotierung von KI/ML als Teil der Anwendungsentwicklung hinausgehen werden – allein auf Entwicklung, Qualität und Sicherheit werden etwa 10 Prozent entfallen. IDC prognostiziert, dass Unternehmen, die neue Analyse- und KI-gesteuerte Lösungen und Prozesse einsetzen, in den nächsten Jahren in der Lage sein werden, die Produktivität ihrer Wissensarbeiter zu verdoppeln und den Erfolg der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen um 25 Prozent zu steigern.
Die Digitale Transformation – eine kontinuierliche Herausforderung
Im Laufe der jüngeren Geschichte gab es viele Schritte, die als digitale Transformation bezeichnet werden können – und sie ist längst noch nicht abgeschlossen. Die nächsten Technologien stehen schon in den Startlöchern und noch lässt sich schwer abschätzen, welchen Einfluss etwa künstliche Intelligenz, 5G und Virtual Reality auf die Wirtschaft haben werden. Ohne Wirkung bleiben werden sie aber nicht, so viel ist sicher. Die Vergangenheit hat gezeigt: Digitale Transformation ist ein Prozess, der immer auch auf den vorigen Schritten aufbaut – ohne Mainframes gäbe es heute vermutlich keine Clouds. So sollten auch Unternehmen an die Aufgabe herangehen. Sie können sich nicht „einmal transformieren“ und der Dinge harren, die da kommen. Stattdessen müssen sie die nötige Entschlossenheit entwickeln, um den Herausforderungen der digitalen Welt immer wieder aufs Neue zu begegnen.
Wie sieht das Klischee eines typischen Informatikers in Funk und Fernsehen aus? Er ist ein liebenswert verschrobener Mann mit Brille und alten Turnschuhen, der ohne Aussicht auf Erfolg seine attraktive Wohnungsnachbarin anschmachtet und sich wegen akuter Geldnot in militärische Computersysteme einhackt. So beschreibt es auch der ehemalige Informatik-Professor Reinhard Wilhelm in seinem gerade erschienenen Buch
Einsichten eines Informatikers von geringem Verstande. Für sein unterhaltsames Werk hat er rund 30 Glossen aus der Zeitschrift
Informatik Spektrum zusammengetragen. Die witzigen Texte beschreiben große und kleine Tücken der modernen Technik, die jeder schon einmal erlebt hat: Handys, die im Rucksack plötzlich selbständig Anrufe bei der Oma oder dem ADAC tätigen. Algorithmen, die mit Warnungen vor Vorabendsendungen, Chips und Bier nerven. Oder elektronische Kalender, die eigenmächtig Prioritäten setzen und entweder nur auf ausgewählte Termine hinweisen oder kurzerhand alles löschen.
Der Autor schildert auf humoristische Weise Begebenheiten aus dem Alltag. Etwa, wie sich die Suche nach Ladestationen für das E-Auto mit Sightseeing oder einem Stück Kuchen verbinden lässt. Oder welche Pannen es geben kann, wenn man für Übersetzungen Tools aus dem Internet verwendet. „Es ist für Fachleute und Laien immer überraschend, wie die Errungenschaften der Informatik das Leben der Menschen verbessern. Manchmal sogar in Richtungen, die wir nicht unbedingt wünschen“, sagt Reinhard Wilhelm. Die Glossen erzählen davon, wie diese Errungenschaften entstehen, weshalb sie vielleicht doch nicht so groß sind und was noch auf uns zukommt. Eine amüsante Lektüre für Informatiker und ihre gequälten Anwender.
Professor Reinhard Wilhelm war seit 1978 als Informatikprofessor an der Universität des Saarlandes tätig, wo er bis 2014 den Lehrstuhl für Programmiersprachen und Übersetzerbau innehatte. Außerdem leitete Wilhelm das Leibniz-Zentrum für Informatik (vormals Internationales Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik) als wissenschaftlicher Direktor.
Reinhard Wilhelm
Einsichten eines Informatikers von geringem Verstande
2020, 139 S.
Softcover € 12,99 (D) | € 13,35 (A) | sFR 14.50 (CH)
ISBN 978-3-658-28385-8
Auch als eBook verfügbar
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