Industrie 4.0 hält Einzug ins Lager

Industrie 4.0 hält Einzug ins Lager

Die Zukunft hat bereits begonnen. Unter dem Begriff „Industrie 4.0“ wird nicht nur viel berichtet, sondern neue Technologien halten inzwischen in fast allen Wertschöpfungsbereichen Einzug. So auch in der Logistik. Die ITG startete jüngst am Standort Schwaig zusammen mit der Sportmarke PUMA, dem Start-up Magazino als Technologiepartner sowie dem Softwarehersteller Gigaton ein Pilotprojekt. In dem Logistikcenter, das die ITG für die PUMA Retail Stores betreibt, kommt seit Mai 2017 ein Kommissionier-Roboter zum Einsatz.

Das Pilotprojekt hatte PUMA initiiert, nachdem man bei einem Messebesuch auf den Hersteller des Roboters, das Münchner Start-up Magazino, gestoßen war. Die Vision des Start-ups ist „das erste selbstdenkende und selbsthandelnde Warenlager der Welt“ zu schaffen. Bis die hohen Ambitionen Realität werden, müssen die Geräte im Praxiseinsatz getestet werden, um mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen die Entwicklung voranzubringen. Die ITG war dem Projekt gegenüber von Anfang an aufgeschlossen. Seit Ende Juli 2016 kümmert sich ein gemeinsames Projektteam der beteiligten Unternehmen um die Umsetzung.

Mit TORU wird der stückgenaue Zugriff auf das einzelne, individuelle Objekt ermöglicht und nicht nur auf genormte Ladungsträger wie Trays oder Kisten. Der adaptive Greifer kann verschiedene quaderförmige Objekte greifen – von einem kleinen Taschenbuch über einen Schuhkarton bis zu einem schweren Lexikon. Anschließend kann der Roboter das gegriffene Objekt in seinem Regal zwischenlagern und direkt zur Versandstation bringen.

TORU lernt beim Picken dazu

Die Hardware mit Fördertechnik setzt auf bewährte Elemente. Neuartig an diesem System ist die Software, welche Technik und Sensorik miteinander vernetzt. Bei TORU handelt es sich um einen perzeptionsgesteuerten Roboter – dank Kameras, Computervision, zahlreichen Sensoren und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz kann der Roboter seine Umwelt wahrnehmen, interpretieren und darauf basierend Entscheidungen treffen. Dies ermöglicht nicht nur die permanente Anpassung an die Lagertopologie und den Einsatz des Roboters in Arbeitsbereichen gemeinsam mit Menschen, sondern auch die eigenständige Lernfähigkeit des Systems.

Der „neue Kollege“ namens TORU unterstützt nun die Mitarbeiter der ITG. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine wird durch zahlreiche Sensoren am Roboter sichergestellt. Diese erfassen permanent die Umgebung. Sobald jemand TORU zu nahe kommt, reduziert er seine Geschwindigkeit und stoppt letztendlich seine Bewegungen. Das System wurde durch die Berufsgenossenschaft und technische Prüfstellen abgenommen, um die Arbeitssicherheit zu gewährleisten.

Zusammenarbeit Mensch – Maschine

Ein großer Vorteil ist, dass der Roboter unabhängig von Arbeitszeitmodellen eingesetzt werden kann, zum Beispiel in einer Spät- oder Nachtschicht. TORU kommt sogar ohne Hallenbeleuchtung aus, denn mit eingebauten Scheinwerfern beleuchtet er seine Arbeitsumgebung selbst. Besonders innovativ und ein echter Pluspunkt bei diesem Konzept ist die agile Gestaltung des Systems: Der Roboter kann ohne Zusatzaufwand in andere Bereiche versetzt werden und lernt diese von selbst kennen. Diese Flexibilität liefert einen großen Mehrwert, was PUMA und ITG überzeugte.

Ziel des Pilotprojektes ist einerseits den Roboter beim Einsatz im Praxisumfeld zu testen. Dabei sollen Fragen zum Verhalten im Arbeitsumfeld mit Menschen, Stabilität und Konstanz im täglichen Einsatz sowie Reifegrad der Technik unter Realbedingungen beantwortet werden. Andererseits möchten die beteiligten Partner verstehen, wie leistungsfähig Roboter sein können. Dafür werden verschiedene Szenarien dargestellt, um am Ende Erkenntnisse zu haben, wie ein ideales Umfeld für die Technik aussieht.
Nach der Verknüpfung der Robotertechnik mit dem externen Lagerverwaltungssystem LogoS von Gigaton, ersten positiven Tests und einer Einarbeitungszeit, wird voraussichtlich im September der Livebetrieb des TORU starten. Bis dahin werden sich die Kollegen sicherlich einen eigenen Namen für ihren neuen Kollegen ausgedacht haben.

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